Wasser | Thực hành ngôn ngữ | Đại học Khoa học Xã hội và Nhân văn, Đại học Quốc gia Thành phố HCM
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Môn: Thực hành ngôn ngữ
Trường: Trường Đại học Khoa học Xã hội và Nhân văn, Đại học Quốc gia Thành phố Hồ Chí Minh
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WALD | WASSER
· Hopwood, Nick u. a. (2021): Cycles and Circulation: A MONOKULTUREN
Theme in the History of Biology and Medicine, in: His-
tory and Philosophy of the Life Sciences, Jg. 43, Nr. 89, 1 –
39, doi.org/10.1007/s40656-021-00425-3. · Kasthofer, Karl
(1829): Der Lehrer im Walde. Ein Lesebuch für Schweizerische
Die Forsteinrichtungsverfahren, die Probleme der
Landschulen, Waldbesitzer und Gemeindsverwalter, welche
Holzknappheit und Waldzerstörung lösen sollten,
über die Waldungen zu gebieten haben, Bd. 2, Bern. · Stuber,
führten tendenziell zu einer Privilegierung von
Martin (2008): Wälder für Generationen. Konzeptionen der
Monokulturen und somit zu fatalen Verlusten:
Nachhaltigkeit im Kanton Bern (1750 – 1880), Köln.
Biodiversität und Waldnutzungspraktiken wur-den
· Weber, Heike (2020): Zeit- und verlustlos? Der Recy-cling-
Kreislauf als ewiges Heilsversprechen, in: Zeitschrift für
im Verlauf der Forsteinrichtungen stark re-guliert.
Medienwissenschaft, Jg. 12, Nr. 23 (2/2020): Zirkulation, Im 19. Jahrhundert zwangen (Kolonial-)
20 – 32, doi.org/10.25969/mediarep/14821.
Verwaltungen und Holzunternehmer*innen die
vermeintlich nachhaltige Forstwirtschaft lokalen
Bevölkerungsgruppen auf. Dabei konnten sie an ipt r c ns
die lange Geschichte der Landwirtschaftsplanung
WASSER Wasser geht auf der Erde vermeintlich a tr
und Sklaverei in rasterartigen Raumaufteilungen
nicht aus. Sie ist zu zwei Dritteln davon bedeckt und by d
anschließen. Ob in Europa, Indien, Algerien oder he
nach derzeitigem Wissensstand der einzige Planet, is
in den USA – in verschiedenen Regionen wurden
auf dem es in erheblicher Menge, direkt an der ubl P .
Waldnutzer*innen juristisch verfolgt, wenn sie 7
Oberfläche und in allen Aggregatzustän-den – 4 1
Tiere weideten, Holz und Laub sammelten oder 0
besonders in flüssiger Form – auftritt. Das 6 . 1- ce
andere Formen der Waldnutzung praktizierten, die 4 n
Gesamtvolumen von etwa 1,4 Milliarden Kubik- 2 0 cei
in den taxierten Monokulturen nicht mehr 2 l -
kilometern bleibt gleich. Wie es in ständigem W DE
vorgesehen waren. Die vermeintliche Perfektion mw 0
Kreislauf verdunstet, zu Wolken kondensiert, regnet, . /zf 4
in der Forstwirtschaftsplanung täuschte dabei über 1
versickert, abfließt und wieder verduns- 6 3
Gewalt gegenüber Menschen und anderen 4 ND- 1.
tet, ist ein medial besonders einprägsamer natur- NC
Lebewesen hinweg. Letztendlich rechtfertigten 10 -
wissenschaftlicher Zusammenhang, der anhand g/r BY
das Versprechen eines ausgleichbaren Ressour- o - .
von Schaubildern und Animationen früh erlernt CC
cenhaushalts und das Denkmuster von Fällen und /doi :/ n o
wird. So nachhaltig, dass es als Erwachsene ps it Aufforsten gemäß Kreislaufprinzip einen u htt b
schwer gelingt, in einem Glossareintrag über , i ) rt
intensiven Ressourcenextraktivismus. Noch heute 4 t 2 A
Wasser nicht in den entsprechenden Erklär- 0
werden ähnliche Bild- und Denkmuster mobili- 2 s / n 1 o Duktus zu verfallen. (
siert, um an Utopien von grünem Wachstum und 30 mm
Die harmonische Zirkulation, die solche Kreis- t o
angeblich verlustlosen Ressourcenkreis-läufen f C He e
laufbilder vermitteln, ist aber ebenso trügerisch festzuhalten. , vit 16
wie die Vorstellung einer Unerschöpflichkeit des g.J Crea
Wassers, deren zynische Ausprägung sich etwa in t, e f h a t h
Elon Musks «water everywhere» niederschlägt. c er
Lit.: Hartig, Georg Ludwig (1795/1804): Anweisung s d n n u
Wasser ist mal zu wenig, mal zu viel, und es ist e
zur Taxation und Beschreibung der Forste, Gießen, Darm- s d s es
stadt. · Hartig, Georg Ludwig / Hartig, Theodor
äußerst ungleich verteilt – in zeitlicher und räum- wi n n ce
(1834): Forstliches und forstnaturwissenschaftliches Conversa- e i
licher Hinsicht, aber auch in Bezug auf Zugäng- i l d si e
tions-Lexikon. Ein Handbuch für Jeden, der sich für das Forst-
lichkeit und Verbrauch. Ein verschwindender M rk r o
wesen und die dazu gehörigen Naturwissenschaften interessirt, ü w
Anteil von 3 Prozent der oben genannten Menge f t si
Berlin. · Haeckel, Ernst Heinrich Philipp August fi h r T
ist Süßwasser, nur 0,01 Prozent sind erreichbar. h .
(1866): Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine c g s a
Davon wird immer mehr entnommen, für Agrar- ti Grundzüge der organischen e erl
Formen-Wissenschaft. Bd. 2:
industrie und Güterproduktion, den Anbau von Z V
Allgemeine Entwicklungsgeschichte der Organismen, Berlin. 121 WAS UNS AUSGEHT lOMoAR cPSD| 40799667
NATALIE LETTENEWITSCH | ANONYM
Avocados oder Kaffee, für Mikrochips, Textilien
54). Wasser als Ursprung allen Lebens ist in den
oder besonders luxuriöse Nebenschauplätze wie
Meeres- wie in den Medienwissenschaften eine
Schneekanonen. Während der Meeresspiegel
gewaltige Bezugsgröße, die umfassende Deu-
steigt und die Gletscher schmelzen, sinken die
tungsansprüche provoziert. Es eignet sich als Grundwasserpegel.
Projektionsfläche und als Spielfeld begrifflicher
Sauberes Süßwasser geht tatsächlich verloren
Konzepte wie Immersion oder Fluidität.
(in Deutschland seit 2000 etwa in der Dimen-sion
Medienwissenschaftler*innen machen sich also
des Bodensees – global gesehen noch ein
gerne nass – wenn auch meistens nicht zu sehr.
vergleichsweise geringes Problem). Es wird mit
Forschungen wie die von Melody Jue, die in Wild
Schadstoffen angereichert, sinkt weiter ab oder
Blue Media (2020) zentrale Medienbegriffe ausge-
kann in ausgetrockneten Böden erst gar nicht ge-
hend von der Praxis des Tauchens phänomenolo-
speichert werden. In der Klimakrise werden Kreis-
gisch neu zu fassen versucht, sind eher die Aus-
läufe zu Spiralen: Die Erwärmung der Meere und
nahme. Beliebtere Forschungsgegenstände sind
die Erderwärmung insgesamt beschleunigen sich
Inseln, Strände oder das Aquarium als domesti-
gegenseitig. Dabei verschärfen sich nicht nur die
zierter ‹Ozean im Glas›. Und immer wieder das
geophysikalischen Dynamiken, sondern auch die
Schiff als abgegrenzter Raum, der als Chiffre des
Ungleichheiten. Regionen, die selbst weit weniger
Politischen dient – in Verbindung mit, aber auch
Wasser und fossile Energie umsetzen als andere,
Abgrenzung von dem, «was das Bild ‹rahmt›, das
sind von Überschwemmungen, Dürren wie auch
Formlose, die Bedrohung von außen, das Meer»
von Verschmutzung besonders stark betroffen.
(Siegert 2005, 41). Furcht und Faszination ange-
Wasser ist eine in jeder Hinsicht elementare An-
sichts dieser Bedrohung machen das Schiff auch zu W
gelegenheit von environmental in / justice.
einem Medium der (zumindest vermeintli-chen)
‹Natür-liche› (bzw. ‹physische›) und ‹ökonomische› Herrschaftsausübung. Perspektiven auf Meeresräume
Was-serknappheit, so die offizielle Unterscheidung,
über und unter Wasser sind durch eine lange
sind dabei kaum auseinanderzuhalten.
Geschichte der Exploration und Er-oberung des
Im Wasser verschwimmt die Trennung von
‹Unbekannten› geprägt. In Texten, Filmen und auch
physikalischen, ökologischen und politischen
in der Forschung dominierten meist romantische
Fragen, von Natur und Kultur – erst recht mit
Affirmationen von Abenteuer-Narrativen – erst in
Blick auf aquatische Infrastrukturen wie Brunnen,
letzter Zeit zeigt sich eine Politisierung in der Weise,
Kanäle, Staudämme und Kraftwerke. Auch darin
dass auch die kolonia-len und vergeschlechtlichten
mag seine Attraktivität für die akademische Medi-
Dimensionen dieser Erzählungen deutlicher benannt
enwissenschaft begründet liegen, die sich in einem werden.
ihrer frühen kanonisierten Texte einleitend mit
Wenn Wasser selbst ein Medium ist, wie auch der
den Wasserwegen kanadischer Biber beschäftigt.
naturwissenschaftliche Begriff des ‹wässrigen
Mittlerweile richtet sich das Interesse vor allem
Mediums› nahelegt, kann das jenseits des Wort-
auf die Ozeane als wirkmächtigste Erscheinungs-
spiels als Aufforderung verstanden werden, so-wohl
form von Wasser (das in Zukunft vielen auf der
seine symbolischen als auch seine stofflichen
Erde buchstäblich bis zum Hals stehen könnte):
Dimensionen in den Blick zu nehmen. Bei der
«The sea is on the rise», heißt es in einer dop-
aktuellen Präsenz von aquatischen Themen geht es
pelsinnigen Übersetzung des Satzes «Das Meer
nicht nur um medienreflexive oder ästhetische
hat Konjunktur» (Heidenreich 2019, 22). Man-
Fragen, sondern auch um drängende politische
che Texte sind im Zuge dieser Konjunktur nicht
Zuspitzungen. Dazu zählen wiederum nicht nur
um fachbezogene Superlative wie «the ocean is
Klimakrise und Wasserknappheit, sondern auch das
the medium of all media» verlegen (Peters 2015,
Sterben im Wasser. Als Umgebungsmedium 122 ZF M 30, 1/2024 lOMoARcPSD|407 996 67
WASSER | WISSENSCHAFTSFREIHEIT
(2017): Bodies of Water. Posthuman Feminist Phenomenology,
für menschliche Lebewesen ist es, auch wenn sie
selbst zu 70 Prozent aus Wasser bestehen, auf
London. · Peters, John Durham (2015): The Marvelous
Clouds. Toward a Philosophy of Elemental Media, Chicago,
Dauer nicht geeignet, weil die elementarste aller
London. · Rozwadowski, Helen M. (2022): «Bringing
Lebensfunktionen, das Atmen, hier nicht möglich
Humanity Full Circle Back into the Sea»: Homo aquaticus,
ist. Durch Rassismus und gewaltvolle Grenzre-
Evolution, and the Ocean, in: Environmental Humanities,
gime ist es, von transatlantischer Versklavung
Bd. 14, Nr. 1, 2022, 1 – 28, doi.org/10.1215/22011919-
während der middle passage bis zur Flucht
9481407. · Siegert, Bernhard (2005): Der Nomos des
über das Mittelmeer, zum todbringenden Element
Meeres. Zur Imagination des Politischen und ihren Gren-zen, in:
Daniel Gethmann / Markus Stauff (Hg.): Politiken der
vor allem für Schwarze Menschen geworden.
Medien, Berlin, 39 – 56.
Doch es gibt auch fantastische Imaginationen zum
af-rofuturistischen Überleben unter Wasser, etwa
die akustisch-visuellen Unterwasserwelten des
Musik-Duos Drexciya, oder die wie Meditations-
WISSENSCHAFTSFREIHEIT In den vergangenen ipt
übungen formulierten Texte von Alexis Pauline r
Jahren wurde im deutschsprachigen Raum eine c nsa
Gumbs in Undrowned (2020), die sich von eher
intensive akademische Auseinandersetzung um den tr
herrschaftsförmigen Konzepten wie etwa dem von by
Begriff der Wissenschaftsfreiheit geführt. Dies geschah d he
Jacques-Yves Cousteau (2022) propagierten
nicht zuletzt aufgrund eines Zu-sammenschlusses von is ubl
«Homo aquaticus» unterscheiden.
Wissenschaftler*innen, der vom Tagesspiegel in der P .8
Wasser kann andere Stoffe lösen, transportie-ren und
Überschrift zu einem kri-tischen Beitrag von Simon 4 1 0
Strick und Johanna Schaffer als «Verein der pöbelnden 6 . transformieren. Obwohl es das Medium der 1- ce 4 n
Vermischung schlechthin ist, sind seine Imagi-nationen Professoren» 2 0 cei 2 l -
oft von einem sakralen Reinheitsfetisch geprägt, der
bezeichnet wurde (Strick / Schaffer 2023). Dieser W DE mw 0.
religiös oder spirituell geprägte Hei-lungsfantasien in
Verein – dies arbeitet der Beitrag analytisch gut heraus – /zf 4 1 6
sich trägt und insofern über den ganz realen Bedarf nach
sucht den Begriff der Wissenschaftsfrei- 3 4 ND- 1.
sauberem Trinkwasser hi-nausgeht. Auf diskursiver
heit für eine rechtskonservative, Deutungshohei- NC 10 - g/
Ebene gibt es aber auch gegenläufige Bilder wie
ten erhaltende Agenda einzunehmen und blendet r BY o - .
muddiness: verunreinigtes, schlammiges, stehendes
dabei wichtige Aspekte wie Macht und Privile- CC /doi :/ n o
oder kippendes Wasser anstelle reibungslosen Fließens
gienstrukturen konsequent aus (Celikates u. a. ps itu htt b
– die Anerken-nung von (auch unliebsamer) organischer 2021; Hoppe u. a. 2021; Strick / Schaffer 2023). , i ) rt 4 t 2 A
Ver-bundenheit. In der Betonung von Verbundenheit,
An anderen Stellen wurde hingegen erörtert, dass 0 2 s / n 1 o
für die unter anderem Astrida Neimanis in Bodies of (
ein kritischer Begriff der Wissenschaftsfrei-heit 30 mm
Water (2017) plädiert, liegt ein Ansatz, Wasser nicht
konstitutiv davon geprägt ist, Vermachtung und t o f C He e
einfach nur als das Andere, sondern anders zu denken. Privilegien nicht auszublenden, sondern die , vit 16
Dass aber auch ein solches Denken zu-künftige
Vermachtung von Wissen (Foucault 1983) ebenso in g.J Crea t, e
Konflikte um Wasser als Ressource nicht verhindern
den Blick zu nehmen wie sich von einem klas-sisch f h a t h kann, ist zu befürchten.
liberalen, negativen Freiheitsbegriff abzu-grenzen c er s d n n u
(Gözen 2023). Dabei wurde auch gezeigt, dass e s d s es NATALIE LETTENEWITSCH
Wissenschaft aus verschiedenen Gründen keinen wi n n ce e i i l Gegensatz zur Politik darstellt. Das fängt d si e
Lit.: Gumbs, Alexis Pauline (2020): Undrowned. Black
beispielsweise damit an, dass Wissenschaft häu-fig M rk r o
Feminist Lessons from Marine Mammals, Chico, Edinburgh. ü w f
mit erheblichem Ressourcenaufwand von der Politik t si
· Heidenreich, Nanna (2019): Meer denken, in: Akade- fi h r T
unterstützt und gesetzlich geregelt wird. Zudem sind h .
mie der Künste der Welt (Hg.): Hybrid Transactions, Köln, c g s a t politische und gesellschaftliche Aus- i
22 – 23. · Jue, Melody (2020): Wild Blue Media. Thinking e erl Z V
through Seawater, Durham, London. · Neimanis, Astrida
handlungsprozesse der Wissenschaft inhärent. WAS UNS AUSGEHT 123